
Technische Daten Altes Schiffshebewerk
Baubeginn:
1927
Grundwasser-Probeabsenkungen
bereits 1925
Feierliche Inbetriebnahme:
21. März 1934
Gesamtkosten:
27,5 Mio. Reichsmark
Abmessungen des Hebewerkes:
Höhe: 60 m
Länge: 94 m
Breite: 27 m
Gesamtgewicht des Stahlbaus
für das Gerüst: 6. 500t
Stahlbedarf: 13.800 t
Betonbedarf: 72.000 m
Niederfinow
Schiffshebewerk Niederfinow
Der über 400 Jahre alte Finow-Kanal verbindet die großen Binnenwasserstraßen Europas von Ost nach West und ist Heimat für ein Meisterwerk der Ingenieurbaukunst: Das Schiffshebewerk Niederfinow.
Das Bauwerk, welches in der Naturlandschaft des Kanals wie ein Monument aus vergangenen Zeiten wirkt, ist bis heute funktionstüchtig und wird regelmäßig für Besuchende geöffnet. Gleichzeitig ist es das älteste noch arbeitende Schiffshebewerk in Deutschland.
Das Schiffshebewerk wurde am 21. März 1934 fertiggestellt und war lange Zeit das längste Hebewerk der Welt. Bereits 1906 wurde der Grundstein für das Hebewerk gelegt, denn die preußische Regierung beschloss den Bau des Großschifffahrtsweges von Berlin nach Stettin.
Die größte technische Herausforderung war dabei die Überwindung eines Geländesprunges von 36 Metern Höhenunterschied. Als Abstiegsanlage sollte entweder eine Schleusentreppe, eine geneigte Ebene oder ein Schiffshebewerk gebaut werden.
Die Planungsphase
Im gleichen Jahr wurde ein öffentlicher Wettbewerb für das Abstiegsbauwerk ausgerufen. Zwei Jahre später, nach vielen Diskussionen, wurde ein zweiter beschränkter Wettbewerb ausgeschrieben. 1914 genehmigte die Regierung den Entwurf von der königlichen Bauleitung Eberswalde. Bis 1918 sollte das Schiffshebewerk mit Waagebalken fertiggestellt werden, doch der Erste Weltkrieg durchkreuzte diese Pläne.
Doch schon während des Weltkrieges wurde die Arbeit an der Planung weitergeführt. Es sollte ein Gegengewichts-Hebewerk mit Spindelsicherung statt einem Schiffshebewerk mit Waagebalken vom Neubauamt Eberswalde geplant werden, denn die Binnenschifffahrt hatte sich weiterentwickelt.
Da es sich bei dem Schiffshebewerk um ein Prestigeobjekt handelte, erarbeitete gleichzeitig das Reichsverkehrsministerium ein eigenes Projekt mit Oberregierungsbaurat Alfred Loebell. Er arbeitete bereits seit ein paar Jahren an einem Hebewerk mit Drehriegel.
Die Entwürfe, Kommentierungen und Berichte wurden geprüft und 1923 vollständig letzendlich verworfen. Das vom Reichsverkehrsministerium favorisierte System Loebell wurde zur Grundlage für den späteren Regierungsentwurf. Im Frühjahr 1927 stimmte die Akademie des Bauwesens dem Bau des Schiffshebewerkes final zu: Es sollte ein Hebewerk mit Sicherheitssystem mit Drehriegel und Mutterbacken-Säule sein, welches zu dieser Zeit eine innovative Weiterentwicklung war.
Bereits fünf Jahre nach der Eröffnung des Schiffshebewerks wurde das 100.000ste Schiff in Niederfinow geschleust.
Das „Projekt Schiffshebewerk Niederfinow“ ist ein Paradebeispiel für einen Findungsprozess, mit öffentlichen und nichtöffentlichen Kontroversen und Diskussionen. Am Ende entstand ein Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst.
Alt und Neu
Im Oktober 2022 wurde der Ersatzneubau des Schiffshebewerkes in Niederfinow eingeweiht. Ingenieurbaukunst aus zwei Jahrhunderten sind nun nebeneinander zu begutachten. Das Interessante dabei: Nach umfangreichen Recherchen haben sich die verantwortlichen Ingenieure dafür entschieden, auch für den Neubau des zweiten Hebewerks die gleichen Antriebs- und Sicherheitsprinzipien wie für das alte Hebewerk von 1934 einzusetzen.