29. Juli 2022, Veranstaltungsbericht

Baukultur Picknick in Wiesenburg (Mark)

Am 3. September folgte im Anschluss an das Baukultur Picknick in Prädikow das dritte Baukultur Picknick in Wiesenburg (Mark). Thema war das dort geplante „KoDorf“. Das gemeinschaftliche Wohn- und Arbeitsprojekt will ländlichen und städtischen Lebensstil vereinen. Wie dies gelingen kann, erklärten Vera Fröhlich und Stefan Willuda, Aufsichtsräte der VielLeben eG. Die Genossenschaft leitet das Projekt. Die meisten ihrer 80 Mitglieder werden selbst im KoDorf leben. Entstehen wird das KoDorf auf dem Gelände einer ehemaligen Sägefabrik, das ca. 40.000 m2 umfasst.

Zunächst stellte Marco Beckendorf, Bürgermeister von Wiesenburg, die Gemeinde und ihre Zukunftsstrategie vor. Wie viele Orte in Brandenburg sehe sich Wiesenburg seit der Wende mit einem Bevölkerungsschwund konfrontiert. Damit einher gingen sinkende Steuereinnahmen, die auch durch Wochenendgrundstücke nicht ausgeglichen werden könnten. Diese machten in den Dörfern der Umgebung inzwischen bis zu 20% der Häuser aus. Die Gemeinde Wiesenburg habe deshalb begonnen, Grundstücke mit sogenannten „Schrottimmobilien“ zu erwerben und zu einem Festpreis an ausgewählte Projekte zu verkaufen. Das KoDorf ist nun das wichtigste Projekt dieser Entwicklungsstrategie, denn die dort wohnenden Personen werden ihren Lebensmittelpunkt, und somit Erstwohnsitz, im Ort haben. Die Gemeinde hoffe außerdem, über den dort geplanten Coworkingspace sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zu schaffen.

Vera Fröhlich und Stefan Willuda vermittelten den Teilnehmenden die Vision des KoDorfs: die Verbindung der vermeintlichen Gegensätze von Wohnen und Arbeiten, Stadt und Land, jung und alt. Verwirklicht werde dies mithilfe von nachhaltig gebauten Kleinhäusern mit einer Grundfläche von 25 bis 80 m2 und großen Gemeinschaftsflächen. Hier soll das generationsübergreifende Zusammenleben von 61 Erwachsenen zwischen 29 und 67 Jahren sowie 25 Kindern seinen Platz finden. Eine zentrale Rolle spielt dabei das alte Sägewerk, das erhalten und zum vielfach nutzbaren Gemeinschaftsort mit Café, Kinderbetreuung, Coworking und Veranstaltungsräumen umgebaut werden soll. Das KoDorf will dabei nicht unter sich bleiben, sondern sucht einen regen Austausch mit den Ortsansässigen. Die unmittelbare Nähe zum Bahnhof sichert die schnelle Anbindung an Potsdam und Berlin. Das KoDorf in Wiesenburg ist ein Pilotprojekt, das als erstes seiner Art so in Deutschland entstehen wird.

Mit einer Prise Abenteuer verbunden war die Besichtigung des Geländes, das nicht beräumt und noch dicht bewachsen ist. Dennoch erhielten die Teilnehmenden einen guten Eindruck von der Größe des Grundstücks und dem Potential des alten Sägewerks. Auch der Zwischenstopp beim ehemaligen Eisenbahnerhaus ließ ahnen, wohin die Reise gehen wird. Das denkmalgeschützte Gebäude wird derzeit unter der Leitung des Berliner Architekten Steffen Schindler renoviert.

Die Projektbeteiligten hoffen, dass die Beräumung der Industriebrache mit Fördermitteln des Landes noch in diesem Jahr erfolgen kann. Der Baubeginn des KoDorfs ist für 2022 angesetzt.

Die Veranstaltung wurde vom ZDF begleitet und in einem WISO-Beitrag am 04.10.21 ausgestrahlt. Mehr Informationen zum Projekt finden sich im Internet unter www.kodorf-wiesenburg.de.

 

Dieser Beitrag erscheint auch in der DAB Ausgabe 10/2021.

Das Team der Baukulturinitiative beim Aufbau Das Team der Baukulturinitiative beim Aufbau
Marco Beckendorf führte die Teilnehmenden über das Gelände des zukünftigen KoDorfs Marco Beckendorf führte die Teilnehmenden über das Gelände des zukünftigen KoDorfs
Die Teilnehmenden konnte das ehemalige Sägewerk besichtigen Die Teilnehmenden konnte das ehemalige Sägewerk besichtigen