29. Juli 2022, Veranstaltungsbericht
Baukultur Picknick auf dem Hof Prädikow
Bei passendem Picknick-Wetter fanden sich am 20. August auf dem Hof Prädikow gut 30 Baukultur-Interessierte ein, um das Konzept, die Geschichte und die Architektur des Hofes kennenzulernen. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Baukulturinitiative Brandenburg. Ihr Veranstaltungsformat „Baukultur Picknick“ wurde im vergangenen Jahr ins Leben gerufen, um das Interesse für lokale Baukultur in Brandenburg zu wecken und das Bewusstsein für unsere gebaute Umwelt zu schärfen. In diesem Jahr stehen Gemeinschaftswohnformen und Coworking in Brandenburg im Fokus.
Der Hof Prädikow ist ein nordöstlich von Berlin gelegener ehemaliger Gutshof. Er wurde 2016 von der Stiftung trias erworben und seitdem in Zusammenarbeit mit der Mietergenossenschaft Selbstbau e.G. und dem Verein Hof Prädikow e.V. zu einem lebendigen Ort des Wohnens und Arbeitens in der Gemeinschaft umgebaut. Die „Hofgruppe“ besteht inzwischen aus 50 Erwachsenen und 25 Kindern.
Das Baukultur Picknick begann mit einer Führung über den Hof. Den Teilnehmenden wurde zunächst von Julia Paaß, Mitglied der Hofgruppe, Mitgründerin des Netzwerks Zukunftsorte und Neulandgewinnerin, das Konzept des Projekts vorgestellt. Ziel ist es, die Funktion eines Hofes als Wohn-, Arbeits- und Gemeinschaftsort wieder aufzugreifen. Ebenso wichtig ist die Involvierung der Ortsansässigen – sowohl in die Planung, als auch in die Nutzung der Gebäude. Benjamin Schaarwächter, ebenso Mitglied der Hofgruppe und Gründer einer Abrissfirma auf dem Hof, erzählte die Geschichte des Geländes. Der Betrieb auf dem Hof wurde bald nach der Wende eingestellt. Die verschiedenen Wohn- und Nutzgebäude, darunter Ställe, Lagerräume und Werkstätten, befinden sich nun in der Phase des Umbaus. Im November dieses Jahres wird das erste Wohnhaus von insgesamt sechs Parteien bezogen. Insgesamt sollen auf dem Hof ca. 30 Wohneinheiten sowie Werkstätten, Studios und Ateliers zur gewerblichen Nutzung entstehen.
Weiter ging es in die fast fertiggestellte Scheune mit einer Führung von Jene van den Abeele, ebenfalls Mitglied der Hofgruppe und Architektin im Berliner Architekturbüro Hütten und Paläste. Beim Umbau der Scheune wurde in Abstimmung mit dem Denkmalschutz versucht, die Substanz des Gebäudes soweit wie möglich zu erhalten. Nun finden hier vom Coworkingspace, einem Meeting- und Kreativraum bis hin zur Café-Kneipe vielfältige Nutzungsmöglichkeiten ihren Ort. Durch die Möglichkeit der Zusammenführung dieser separat funktionierenden Räume wird die Großzügigkeit des Raumes erhalten. Die neue, alte Scheune soll zudem als „Dorfwohnzimmer“ ein Ort des Kennenlernens und Zusammenkommens für die Menschen auf dem Hof und aus dem Ort werden. Das der Wunsch hiernach besteht, zeigten die rege Teilnahme an Dorffesten auf dem Hof und der emotionale Bezug, den viele Anwohnende zum Hof Prädikow haben.
Dieser Beitrag erscheint auch in der DAB Ausgabe 10/2021.